Flexibilität, Pressemitteilungen
11.02.2015

bne-Konferenz zu Netzentgelten: „Flexibilisierung freisetzen“

In diesem Frühjahr will die Bundesregierung einen Entwurf für die Novelle der Anreizregulierung vorlegen. Es geht darum, die Energieinfrastruktur fit zu machen für die Energiewende. Was dies für die zukünftige Struktur der Netzentgelte bedeutet, stand im Fokus der bne-Konferenz auf der E-world in Essen.
 
Karsten Bourwieg, Leiter Referat Energierecht, Entflechtung und Verbraucherfragen bei der Bundesnetzagentur, stellte den Handlungsbedarf beim Thema Netzentgelte aus Sicht des Regulierers dar. Druck entstehe unter anderem dadurch, dass die Zahl der Kilowattstunden, die aus vorgelagerten Netzen entnommen wird, sinke, etwa durch den wachsenden Eigenverbrauch. Gleichzeitig steigt der Investitionsbedarf durch den Zubau der erneuerbaren Energien. Bei einer Reform müssten aus seiner Sicht Fragen der Verursachergerechtigkeit, der Verteilungsgerechtigkeit, aber auch Anreize für marktdienliches und netzdienliches Verhalten berücksichtigt werden.
 
Jens Büchner von E-Bridge Consulting und Mitautor der Verteilnetzstudie 2014 zeigte den Ausbaubedarf in deutschen Verteilnetzen auf. Kosten und Bedarf fallen demnach regional sehr unterschiedlich aus. Gut die Hälfe des Investitionsbedarfs ließe sich durch eine Kombination aus innovativer Planung und intelligenten Maßnahmen einsparen, so Büchner. Seine Fazit lautet:  „Eine Überarbeitung der Netzentgeltsystematik – ohne  Denkverbote – ist erforderlich. Dies setzt sowohl wissenschaftliche Belastbarkeit als auch Pragmatismus voraus.“
 
Anforderungen an eine neue Netzentgeltsystematik aus Sicht eines Energievertriebs stellte Thomas Pietsch, Bereichsleiter Handel und Vertrieb bei den Städtischen Werken Magdeburg, dar. Er sprach sich unter anderem dafür aus, Sondernetzentgelte zu streichen. „Wenn wir die erneuerbaren Energien in den Markt bringen wollen, müssen wir auch Anreize haben, damit Kunden zu bestimmten Zeiten mehr verbrauchen. Im aktuellen System würde ein solches Verhalten durch höhere Netzentgelte bestraft.“
 
Flatrate-Modell als Vorbild?
Maurice Gadet, vom niederländischen Verteilnetzbetreiber Enexis, informierte über das niederländische Netzentgeltmodell. Dort wurde im Jahr 2008 auf ein Flatrate-System umgestellt; Kunden zahlen also eine feste Gebühr in Abhängigkeit zu ihrer Anschlussgröße. Das System habe für mehr Transparenz bei Kleinverbrauchern, zu einer besseren Vergleichbarkeit geführt und die Effizienz der Netzbetreiber erhöht, betonte Gadet.
 
Robert Busch, Geschäftsführer des Bundesverbandes Neue Energiewirtschaft, betonte, eine Reform der Netzentgeltsystematik sei notwendig, um notwendige Entwicklungen wie die Flexibilisierung freizusetzen. „Wir brauchen Netzentgeltstrukturen, die den Markt nicht stören. Regelungen, die etwa den kontinuierlichen Bezug von Energie über günstige Netzentgelte belohnen, passen nicht mehr in ein Energiesystem mit fluktuierenden Energien aus Sonne und Wind.“ Wie sich Flexibilitäten wettbewerblich organisieren lassen, hat der bne in seinem Konzept für einen Flexmarkt skizziert.

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Alexander Karasek

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