Berlin, 10. September 2025 – Eine aktuelle Analyse des Bundesverbands Neue Energiewirtschaft (bne) hat die Bilanzen von 19 Gasnetzbetreibern ausgewertet, die rund 45 % des deutschen Gasmarktes repräsentieren. Im Jahr 2023 verzeichneten diese Unternehmen eine durchschnittliche Eigenkapitalrendite von 22 % – teils wurden sogar Werte von über 50 % erreicht. Damit liegen die erzielten Gewinne seit Jahren deutlich über den von der Bundesnetzagentur festgelegten kalkulatorischen Renditen von 3,5 bis 7,5 %. Zahlen müssen dafür am Ende Millionen Gasverbraucher, die über die zu entrichtenden Netzentgelte die hohen Profite finanzieren.
„Die BNetzA muss bei der Regulierung der Gasnetzbetreiber dringend nachschärfen“, erklärt bne-Geschäftsführer Robert Busch. „Überhöhte Gewinne belasten die Verbraucher und machen fossile Geschäfte für die Betreiber unnötig attraktiv“.
Die hohen Gewinne kommen beispielsweise dadurch zu Stande, dass die Kosten im Basisjahr häufig deutlich aufgebläht und in mehreren Fällen nicht gezahlte Gewerbesteuern in Millionenhöhe auf die Netzentgelte umgelegt werden. Die zulässigen kalkulatorischen Renditen sind im Verhältnis zu den tatsächlichen Risiken der deutschen Netzbetreiber zu hoch. Des Weiteren können beschleunigte Abschreibungen genutzt werden, um künftige Renditen weiter zu steigern.
Der bne fordert deshalb konkrete Reformen im Rahmen der Regulierung:
- Gewerbesteuern nur bei tatsächlicher Zahlung: Umlagen auf Netzentgelte sollen nur zulässig sein, wenn die Steuern auch wirklich gezahlt werden.
- Verkürzte Regulierungsperiode vorziehen: Der Beginn der dreijährigen Regulierungsperiode sollte vorgezogen werden, um Anreize für künstliche Kostenerhöhungen zu reduzieren.
- Sachgerechte Rendite: Zukünftige Renditen müssen an den tatsächlichen Risiken der deutschen Netzbetreiber ausgerichtet werden. Außerdem sollten sie auch an messbare Leistungen gekoppelt werden – effiziente Netzführung, z. T. Digitalisierung, Kundenservice und Vorbereitung des Rückbaus.
„Auch wenn Gas langfristig ohnehin kaum Zukunft hat, sollten solche Gewinne durch den Regulator vermieden werden“, so Busch. „Überhöhte Renditen machen den Weiterbetrieb künstlich attraktiv und verstärken Lobbydruck, der etwa in Scheindebatten über großflächigen Umstieg auf Biomethan und Wasserstoff mündet.“ Der bne fordert die Bundesnetzagentur die Regulierung bei den kommenden Agnes/NEST Konsultationen so anzupassen das die wirtschaftlichen Anreize im sinnvollen Verhältnis zu den erwartbaren Gewinnen stehen und die Verbraucher entlastet werden. Die aktuellen Forderungen von Seiten einiger Abgeordneter, die Regulierung zu Gunsten der Netzbetreiber aufzuweichen, sind nicht im Interesse der Verbraucher und von der BNetzA deutlich zurückzuweisen.
Anmerkung: Die Berechnungsgrundlagen werden hier transparent gemacht.