Stellungnahmen & Positionspapiere, Wasserstoff
07.09.2020

Ohne passende Regulierung wird sich kein funktionsfähiger Wasserstoffmarkt entwickeln

Die Beimischung von (grünem) Wasserstoff in das Erdgasnetz mag kurzfristig als eine Option erscheinen, doch mehrere Faktoren sprechen nach Ansicht des Bundesverbandes Neue Energiewirtschaft e.V. (bne)  für die Entwicklung eines reinen Wasserstoffnetzes. Zudem zielt die Wasserstoffnachfrage insbesondere aus Industrie und Verkehr gerade ja auf den Wasserstoff direkt ab. Hinsichtlich der Regulierung von Wasserstoffnetzen, sollte die Beimischung von Wasserstoff in das Gasnetz daher nicht um jeden Preis vorangetrieben und die Umstellung des Erdgasnetzes in mehreren Zwischenschritten auf Wasserstoff vermieden werden. Aus Kundensicht spielt die Schwankungsbreite am Ausspeisepunkt ohnehin eine größere Rolle als eine Beimischungsquote. Die Beschreibung der drei Netzinfrastrukturszenarien ist unvollständig und, anders als von der Bundesnetzagentur dargestellt, würde selbst eine umfangreiche Nutzung von Wasserstoff im Verkehrssektor nicht notwendigerweise ein Wasserstoffverteilnetznetz erfordern und schon gar kein engmaschiges. Nach Ansicht des bne sind eher – mit regionalen Unterschieden – verschiedene Szenarien denkbar.

Sobald das Wasserstoffnetz mehr als ein Inselnetz für ein paar Industriekunden ist, muss es reguliert werden inklusive strenger Entflechtung der Netze. Die Fehler des mangelnden Unbundlings der Strom und Gasnetze, die Wettbewerb und Energiewende bis heute massiv beeinträchtigen, dürfen nicht wiederholt werden. Ein vorgegebener Rahmen mit klaren Vorgaben zu Bedingungen und Entgelten für Netzanschluss, Einspeisung, Transport und Entnahme aus dem Wasserstoffnetz schafft für alle Beteiligten eine verlässliche Planungsgrundlage und ist somit elementare Voraussetzung für die Entwicklung eines funktionsfähigen Wasserstoffmarkts. Ein transparenter und diskriminierungsfreier Systemwechsel ist nur mit Regulierung möglich. Zudem sollte man die Chance ergreifen, die Netzzugangsregeln zu modernisieren und etwa die verbesserte Verfügbarkeit von Messdaten durch Smart-Meter-Gateways in Gasverteilnetzen tatsächlich zu nutzen, statt einfach alte Regulierungsmodelle auf das Wasserstoffnetz zu übertragen. Grundsätzlich muss ein Regulierungsrahmen für Wasserstoffnetze viel offener gestaltet werden, so dass er sich flexibel auf eine Bandbreite von verschiedenen Szenarien einstellen kann. Die Kosten für das Wasserstoffnetz sind nicht zuletzt verursachungsgerecht von denen zu tragen die es nutzen.

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David Krehan

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