Berlin, 15. September 2025
Der Bundesverband Neue Energiewirtschaft (bne) sieht im Energiewende-Monitoring selbst positive Signale – allerdings mindestens problematische Ableitungen seitens des BMWE. Viele der guten Vorschläge der Branche – insbesondere zu Digitalisierung, Flexibilität und marktwirtschaftlicher Förderung – wurden seitens BET/EWI als dringend nötig bestätigt. Im Widerspruch zu dem Monitoring steht eine Reihe von Ableitungen des Bundeswirtschaftsministeriums. Diese gefährden selbst die gebremsten Elektrifizierungsziele. Dazu mindert die geplante Schaffung planwirtschaftlicher Kapazitätssubventionen die Wettbewerbsfähigkeit und treibt die Kosten.
Positive Impulse: Digitalisierung, Flexibilität, Marktöffnung
Das Monitoring bestätigt zahlreiche Vorschläge, die der bne seit Jahren vertritt: Die beschleunigte Nutzung von Smart Metern, standardisierte und massengeschäftstaugliche Prozesse und variable Tarife schaffen die Basis für Flexibilität, effiziente Netznutzung und neue Geschäftsmodelle. Die Stärkung von PPAs sowie der Ausbau der Direktvermarktung sind zentrale Schritte hin zu einem innovationsfreundlichen, wettbewerblichen Energiemarkt. Auch der Fokus auf Entbürokratisierung und die bessere Verzahnung von Netzausbau, Erneuerbaren und Speichern ist ein richtiger Schritt, um Stau bei Netzanschlüssen zu lösen und Systemkosten zu senken.
Kritik: Bremsen bei Elektrifizierung und ordnungspolitischer Sündenfall bei Ausgestaltung der Kapazitätsmechanismen
In den 10 Punkten der Ministerin dagegen fehlt bei der Elektrifizierung jegliche Ambition. Die Stromverbrauchsprognosen werden schlicht um rund 100 TWh gesenkt. Die Vorschläge der Gutachter zu der „in allen Szenarien robust steigenden Stromnachfrage“, zur dringend nötigen Elektrifizierung und zu deren effizienter Bewältigung, werden so ausgebremst statt beschleunigt. Die Folge sind gekürzte Erneuerbare-Energie-Ziele und gestoppte HGÜ-Leitungsprojekte. Das entzieht der Industrie Planungssicherheit, erhöht den Redispatch und schwächt den Standort.
Besonders kritisch bewertet der bne die geplanten Kraftwerksauschreibungen und die Einführung eines „technologieoffenen Kapazitäts“markts“. Ein solches Instrument bevorzugt strukturell zentrale Großkraftwerke, bremst dezentrale Speicher- und Flexibilitätslösungen aus und erhöht die Kosten für Verbraucher und Industrie durch neue Umlagen. „Versorgungssicherheit sollte durch marktwirtschaftliche Mechanismen wie die Absicherungspflicht, die Wettbewerb und Innovation gesichert werden“, so bne-Geschäftsführer Robert Busch.
Im krassen Wiederspruch zu den wiederholten Beschwörungen von mehr Markt steht die Abschaffung des Wettbewerbes im Digitalisierungsbereich. „Den verpflichtenden Rollout auf die Verteilnetzbetreiber in den regulierten Bereich „kostenneutral“ zu übergeben, ist absolut innovationsschädlich und hat mit Marktwirtschaft nichts zu tun.“ So Robert Busch. Gleichzeitig wird im Monitoringbericht das Gegenteil, nämlich die Gleichstellung wettbewerblicher und grundzuständiger Messstellenbetreiber empfohlen. Das Ministerium sollte den selbst beauftragten Bericht auch hier ernster nehmen.
Vorschläge des bne
- Ambitionierte Elektrifizierung von Industrie, Wärme und Mobilität. Flächendeckende Ermöglichung von bidirektionalem Laden, smarten Tarifen und gesenkte Stromsteuern machen die Elektrifizierung zusätzlich attraktiv.
- Modernisierung und Digitalisierung von Netzen und Netzbetreibern als Verpflichtung für die VNB. Förderung der Integration von Speichern und Flexibilitäten, durch Überbauung und flexible Netzanschlussverträge.
- Marktbasierte Versorgungssicherheit durch wettbewerbliche Absicherungsinstrumente statt teurer Kapazitätssubventionen die Industrie und Haushalte zusätzlich belasten.
„Die Energiewende braucht keine Entschleunigung, sondern klare Leitplanken für Modernisierung, Digitalisierung und Elektrifizierung. Nur mit einer konsequent marktwirtschaftlichen Ausrichtung bleibt Deutschland wettbewerbsfähig, erreicht seine Klimaziele und sichert Arbeitsplätze“, betont Busch.