Digitalisierung, Direktvermarktung, Erneuerbare Energien, Flexibilität, Speicher, Strommarkt
24.06.2025

„7 auf einen Streich“ –  Den Hochlauf von Energiespeichern pragmatisch beschleunigen 

Batteriespeicher sind ein zentraler Baustein der Energiewende 

Der Batteriespeicher-Ausbau wird durch die Verteilnetzbetreiber bei der Vergabe von Netzanschlüssen erheblich gebremst. Und das, obwohl diese wie kaum eine andere Maßnahme geeignet sind, um als Anker der Systemstabilität zu dienen. Der Bundesverband Neue Energiewirtschaft (bne) skizziert sieben pragmatische und schnell umsetzbare Punkte, um den systemdienlichen Ausbau von Speichern voranzutreiben. 

1.  Fokussierung auf verfügbare Lösungen (Speicher im Markt, an PV & Wind) 

Um den Ausbau nicht weiter zu verlangsamen, muss der Fokus auf bereits heute praktikable Lösungen gelegt werden. Konkret empfiehlt der bne die Konzentration auf den Ausbau von systemdienlichen und marktintegrierten Speichern, die direkt an Photovoltaik- und Windenergieanlagen betrieben werden (Co-Location) oder als Großspeicher an leistungsfähigen Netzknoten (Stand-Alone). 

2.  Speicher sind marktverfügbar – den Roll-Out starten 

Die Zeit für Pilotprojekte ist vorbei. Batteriespeicher sind eine marktverfügbare Technologie, die für einen großflächigen schnellen Roll-Out bereitsteht. Hierzu brauchen Speicher keine Förderung, sondern den Abbau von Hemmnissen. 

3.  Festlegung zum Grün-Grau-Mischbetrieb schnell nutzbar machen 

Für die netzdienliche Flexibilität von Speichern ist es entscheidend, dass sie jede Art von Strom aus dem Netz aufnehmen dürfen, wenn Überschuss herrscht. Sie müssen sowohl erneuerbaren („grünen“) als auch konventionellen („grauen“) Strom aus dem Netz aufnehmen können. Dazu werden aktuell klare und anwendbare Regeln für diesen Grün-Grau-Mischbetrieb geschaffen (Festlegung der BNetzA zur „Abgrenzungsoption“ nach § 19 Abs. (3) EEG)). Diese neuen Regelungen müssen sehr zügig im Markt ankommen, was unterstützende politische Vorgaben und verbesserte Netzanschlussvorgaben im EnWG benötigt. 

4.  Kleinanlagen massentauglich in den Marktbetrieb bringen 

Dezentrale, kleine Speicher an Photovoltaikanlagen sollten an den Strommarkt angebunden werden, damit sie sich systemdienlich verhalten. Mit dem „Solarspitzen-Paket“ wurden gute Regeln beschlossen, solche Anlagen massentauglich und unbürokratisch in den Marktbetrieb zu integrieren, damit sie effektiv zur Glättung von Erzeugungsspitzen beitragen können. Damit Kleinanlagendirektvermarktung massentauglich funktioniert, sollte der Smart-Meter-Rollout vereinfacht und damit beschleunigt werden. 

5.  Reservierungsprozess für Netzkapazität modernisieren (EnWG-Novelle) 

Der Netzanschluss ist die entscheidende, investitionskritische Größe für Speicherprojekte. Der aktuelle Prozess zur Reservierung von Netzkapazität ist ein zentrales Hemmnis – und hoffnungslos überlastet. Es erfolgt keine sinnvolle Qualifizierung und Priorisierung der Projekte. Die Umsetzung der 2024 eingebrachten EnWG-Novelle zur Modernisierung dieses Prozesses muss daher konsequent erfolgen, um transparente und effiziente Verfahren zu etablieren. Dabei sollten auch die unterschiedlichen Begriffswelten zwischen Netznutzern und Netzbetreibern aufgelöst werden. Wie bereits im EnWG-Referentenentwurf vorgesehen, sollten im Rahmen der nächsten EnWG-Novelle sämtliche Begriffsdefinitionen aktualisiert werden. In der Novelle muss praxistauglich definiert werden, was systemdienliche Speicher sind und wie die Begriffe Systemdienlichkeit, Markt(dien)lichkeit und Netzdienlichkeit zueinanderstehen

6.  Batteriespeicher als Anker der Systemstabilität etablieren 

Batteriespeicher müssen und werden eine zentrale Rolle für die Netzstabilität spielen. In absehbarer Zeit werden ausschließlich Anlagen für Erneuerbare Energien und Speicher über weite Teile des Jahres das Stromnetz maßgeblich prägen, da rotierende Massen ganz wegfallen oder wie bei Gaskraftwerken nur selten in Betrieb sind. Daher müssen neue Speicher – die marktgetrieben ausgebaut werden – in Folge auch aktiv einen Beitrag zur Systemstabilität leisten. Der bne empfiehlt im Rahmen der Umsetzung der „Roadmap Systemstabilität“ den Beitrag von Speichern zur Spannungshaltung, Frequenzstabilität und weiteren Systemdienstleistungen gezielt zu nutzen.  

7.  Digitalisierungsoffensive bei Stromnetzbetreibern umsetzen 

Effiziente Prozesse zum Netzanschluss, moderne Netzführung mit modernen Netzleitwarten, flächendeckende Netzzustandserfassung und ein effizienter Redispatch sind ohne vollständig digitale Prozesse nicht möglich. Die im Koalitionsvertrag vereinbarte Digitalisierungsoffensive bei den Stromnetzbetreibern muss unverzüglich und konsequent umgesetzt werden. Die Digitalisierung der Netzbetreiber ist die Grundvoraussetzung, um die notwendige Netztransparenz und damit eine Entscheidungsgrundlage zu schaffen. Erst mit Informationen über verfügbare und reservierte Netzanschlussleistung und einer Transparenz zur tatsächlichen Netzauslastung sind flexible Netzanschlussverträge in der Praxis zielgerichtet zu verhandeln. Digitale Zwillinge von Netzknoten werden so ebenfalls effizienter einsetzbar. 

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Bernhard Strohmayer

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